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Die Reise in die Dunkelheit

19 octubre, 2024

Der Zug glitt sanft durch den Tunnel, die Lichter flackerten intermittierend, während das Geräusch des Motors in der Dunkelheit widerhallte. Clara saß allein in einem Abteil und starrte aus dem Fenster, während die Dunkelheit sie umhüllte. Sie hatte beschlossen, diese Reise zu unternehmen, um dem Leben zu entfliehen, das sie hinter sich gelassen hatte: einem anstrengenden Job, einer Beziehung, die toxisch geworden war. Alles war zu überwältigend gewesen. Diese Reise war ihr Versuch, etwas Klarheit zu finden, aber das Gefühl der Unruhe umhüllte sie.

Im Wagen waren nur wenige Passagiere, ihre Gesichter waren nur verschwommene Schatten im schwachen Licht. Ein ungepflegt aussehender Mann saß ihr gegenüber und starrte sie mit durchdringenden Augen an, die schienen, ihre Gedanken zu lesen. Clara verspürte einen Schauer, der ihr den Rücken hinunterlief, und wandte ihren Blick ab. Die Luft wurde schwer, und das Murmeln des Zuges verwandelte sich in eine ohrenbetäubende Stille.

Als Clara wieder aus dem Fenster schaute, bemerkte sie, dass sich die Landschaft drastisch verändert hatte. Die Bäume waren verdreht und blattlos, als ob das Leben selbst diesen Ort verlassen hätte. Ein dicker Nebel begann, den Weg zu bedecken, und ein Gefühl der Unruhe ergriff sie. Sie sah sich um, und die anderen Passagiere schienen in einen tiefen Schlaf versunken, ohne zu bemerken, was um sie herum geschah.

Der ungepflegte Mann starrte sie an und lächelte, ein beunruhigender Ausdruck, der Claras Herz schneller schlagen ließ. “Es ist nicht nur eine Reise,” murmelte er. “Es ist eine Reise zur Wahrheit.” Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider, und sie fragte sich, was das bedeuten könnte. Angst begann, sie zu überwältigen, als der Nebel dichter wurde, bis sie ihn fast auf ihrer Haut spüren konnte.

Der Zug hielt plötzlich an, und die Lichter begannen wieder zu flackern. Clara verspürte den Drang zu fliehen, hinauszugehen und die Unterdrückung dieses Ortes hinter sich zu lassen. Ohne nachzudenken, stand sie auf und verließ den Wagen. Als sie das tat, umhüllte sie eine eisige Kälte, und sie fand sich auf einem verlassenen Bahnsteig wieder, beleuchtet von einem schwachen gelben Licht, das zu flackern schien, als wäre es lebendig.

Um sie herum gab es keine Spur von den Passagieren, nur eine tiefe Stille. Der Bahnhof war alt, mit Wänden, die von Schimmel bedeckt waren, und zerbrochenen Fenstern. Clara wagte sich weiter auf den Bahnsteig, das Gefühl, dass etwas sie beobachtete, wurde stärker. Das Gefühl, verfolgt zu werden, wuchs, und ihr Herz pochte in ihrer Brust.

Plötzlich hörte sie das Geräusch von Kinderlachen, das in der Ferne widerhallte. “Was ist das?” fragte sie sich, ihre Stimme zitterte. Sie folgte dem Geräusch, jeder Schritt hallte in der Einsamkeit wider, bis sie ein altes Wandgemälde erreichte. Es zeigte eine Szene aus einem Park, gefüllt mit spielenden Kindern. Ihre Gesichter waren jedoch verschwommen und verzerrt, als wären sie in einem endlosen Qual gefangen.

Als Clara in das Gemälde vertieft war, verwandelte sich das Murmeln des Lachens in Schreie. Sie drehte sich um, und der ungepflegte Mann war da, lächelnd, aber jetzt war etwas Unheimliches in seinem Blick. “Du kannst nicht entkommen, was du in dir trägst,” sagte er, seine Stimme tief und resonant. Clara spürte, wie der Boden unter ihren Füßen bebte, und der Nebel umhüllte sie vollständig.

In einem Augenblick hörte das Lachen auf, und die Dunkelheit wurde dichter. Ein Gefühl der Panik überwältigte sie, und mit einem letzten Versuch drehte sie sich um, um zum Zug zurückzulaufen. Aber als sie ankam, schlug die Tür direkt vor ihr zu. Clara sah sich um, und der Bahnhof hatte sich verändert. Er war jetzt gefüllt mit den verzerrten Gesichtern der Passagiere, die sie intensiv anstarrten, ihre Lächeln verrieten einen gemeinsamen Wahnsinn.

“Lasst mich raus!” schrie sie, aber es gab keine Antwort. Der ungepflegte Mann erschien neben ihr. “Die Reise ist zu Ende,” sagte er, und mit einer Handbewegung umhüllte sie die Dunkelheit. In diesem Moment verstand sie, dass sie in eine Falle geraten war, dass diese Reise nicht dazu diente, zu entkommen, sondern sich dem zu stellen, was sie hinter sich gelassen hatte.

Als sie schließlich aufwachte, war Clara wieder in ihrem Zuhause, in ihrem Bett. Doch das Echo dieser Lacher und die verzerrten Gesichter hallten weiterhin in ihrem Kopf wider. Sie schaute aus dem Fenster und sah, wie der Nebel sich in ihrem Garten sammelte, in dem Wissen, dass die Reise in die Dunkelheit niemals wirklich zu Ende gewesen war. Schatten lauerten und erinnerten sie daran, dass wahres Grauen manchmal nicht draußen zu finden ist, sondern in den Tiefen des eigenen Selbst.